Interview mit Ariane Kirchhofer: Leistungssport versus Breitensport

Ariane KirchhoferSeit 2 Jahren versucht SyBern den Spagat Leistungssport und Breitensport anzubieten.
Das A-Team hat sich am Osterlager mit diesem Thema beschäftigt und Ariane Kirchhofer, Teilnehmerin an den Olympischen Spielen 2008 interviewt.

Ab wie vielen Stunden Training ist Sport Leistungssport?
Dies ist unterschiedlich. Im Synchronschwimmen sollten es 4 Trainings pro Woche à 2-3h sein, damit man Leistungssport betreiben kann.
Wer Leistungssport treibt, will gute Leistungen zeigen und bestimmte Ziele erreichen. EinE LeistungssportlerIn trainiert, um sich stetig verbessern, um sich an Wettkämpfen mit anderen zu messen und um möglichst immer Topleistungen zu zeigen.

Hattest Du jemals das Gefühl etwas verpasst zu haben?
Nein, das habe ich nicht.

Wie viel Regenerationszeit ist beim Synchronschwimmen ideal?
Jede Athletin hat eigene Bedürfnisse und Methoden, um zu regenerieren. Ich brauchte Zeit für mich selbst. Wenn möglich einmal pro Woche einen Tag zum abzuschalten. So konnte ich mich am besten erholen.

Inwiefern beeinflusst Leistungssport die Psyche?
Das ist wohl ein Wechselspiel. Denn wenn man gar keinen Ehrgeiz und Durchhaltewillen hat, wird man erst gar nicht Leistungssportler. Und wenn man erst mal im Leistungssport ist, muss man lernen seine Psyche positiv zu nutzen um gute Leistungen zu bringen. Dies ist mit mentalem Training und einer positiven Einstellung möglich. Wenn man dann seine Ziele erreicht und erfolgreich ist, stärkt dies das Selbstvertrauen.

Hast Du bei jedem Training 100% Einsatz gezeigt?
Wenn ich nicht gerade krank war oder Schmerzen hatte, schon.

Kann man Leistungssport betreiben wenn man nicht im Kader ist?
Das kann man auf jeden Fall. Leistungssport ist eine Einstellungssache. Da ist das Kader keine Voraussetzung dazu.

Gibt es bei Leistungssportler auch ein Maximum an Training pro Woche?
Das ist ebenfalls von Sportart zu Sportart verschieden. Es hängt davon ab, was man neben dem Leistungssport sonst noch leisten muss. Es gibt ja im Synchronschwimmen noch nicht die Möglichkeit als Profi zu trainieren. Wenn man weder zur Schule noch zur Arbeit geht, kann man gut den ganzen Tag trainieren.

Wie viel Zeit hattest du für die Schule eingeplant und Zeit gehabt?
Ich konnte mich sehr gut organisieren und habe in Zwischenstunden oder in der Zeit zwischen Schule und Training oder am Morgen nach dem Training und vor der Schule gelernt. Aber es gab natürlich auch Abende, an denen ich nach dem Training noch lernen musste.

Wurde es dir einmal/manchmal zu viel?
Solche Zeiten gab es ab und zu, nicht unbedingt, weil mir das Training zu viel war aber einfach alles zusammen mit Schule und Job. Dann habe ich einfach nur noch alles gesehen, was noch zu erledigen war. In diesen Situationen habe ich versucht eine Hürde nach der anderen zu nehmen und dann ging es weiter. So mache ich das heute noch.

Kann man noch Leistungssport machen wenn man in der Lehre ist?
Ja, das kann man. Es gibt Lehrstellen extra für Leistungssportler, die haben dann etwas weniger Arbeitszeit und mehr Zeit für das Training. Es ist wichtig, frühzeitig mit dem Lehrmeister Kontakt aufnehmen und die Situation mit ihm zusammen anschauen.

Hattest Du Phasen in denen Du aufhören wolltest?
Nein, das gab es nicht, bis ich dann wirklich aufhören wollte. Es gab Phasen, in denen ich mir nicht sicher war, was ich wollte und was meine Ziele sind, da war es schwieriger, mich zu motivieren.

Kann man neben dem Leistungssport noch ein anderes Hobby haben?
Ob man Zeit für ein anderes Hobby hat, hängt davon ab welche Schule man besucht und wie viel Zeit man für die Schule aufwenden muss. Ich hatte kein spezifisches zusätzliches Hobby, habe aber während meiner Gymerzeit mehrmals wöchentlich Nachhilfeunterricht gegeben und den Einführungskurs trainiert. Während dem Studium habe ich weiterhin dem Einführungskurs Training gegeben zusätzlich gearbeitet, um meinen Unterhalt zu verdienen.

Muss man als Leistungssportlerin immer aufs Essen schauen oder darf man auch mal was Süsses nehmen?
Mir war es wichtig, dass ich trotz des durchgeplanten Tages richtige Mahlzeiten esse, damit ich im Training genug Energie hatte. Natürlich habe ich auch ab und zu etwas Süsses gegessen.

Hast Du manchmal bereut nicht so viel Zeit für Freunde und Familie zu haben?
Nein, das habe ich nie bereut. Meine Familie hat mich immer unterstützt und fanden es toll, was ich mache. Der Sport hat mir so viel gegeben, das ich heute nicht missen möchte. Und die wirklichen Freunde und Freundinnen von der Schule halten auch zu einem, wenn man sie nicht so häufig sieht.

Ariane